Seit langem arbeiten Jaap Blonk, Dirk Marwedel und Michael Vorfeld mit Vorliebe über Grenzen künstlerischer Disziplinen und Materialien hinweg. Sie holen musikalisch aus, um auf dem Gelände der Performance einzuschlagen, destillieren feine Klanggewebe aus einer Lichtinstallation, entfalten das musikalische Potential von Steinen und Alltagsgegenständen oder komprimieren Sprache zu einem explosiven Granulat der Phoneme.
Ihre jeweiligen Instrumentarien und Spieltechniken sind so eigen und elaboriert, dass schon dem Auge einiges geboten wird. Für das Ohr fördern sie damit Klänge zutage, deren Schönheit allgegenwärtig und zutiefst verborgen zugleich ist.
Gemeinsam betreiben sie hochkarätige musikalische Grundlagenforschung jenseits aller trockenen Theorie.
„Ein großer Teil unserer Aufmerksamkeit gilt dem, was in der Regel kaum wahrgenommen oder – weil unerwünscht – so gut es geht ausgeblendet oder vermieden wird: etwa die Rhythmen und Motivbildungen des Stromflusses bei der Erzeugung von Licht, die komplexen Klangschichtungen der durch Schläuche und Röhren strömenden Luft, die Dynamik der Reibungen, Schwingungen und Eruptionen menschlicher Lautbildung.
Wir suchen also nicht so sehr nach schon definierten Ergebnissen auf der Benutzeroberfläche dieser Prozesse, sondern eher nach der Musik ihrer Betriebssysteme. Das Leuchten der Lampe, der sauber gespielte Ton oder der verständliche Laut sind eher die Begleiterscheinung, die auch vorkommt. Interessanter für uns ist aber, wie und wodurch es dazu kommt und was auf diesem Weg noch alles zu entdecken ist.“
Jaap Blonk (* 1953) – Stimme
Jaap Blonk ist Komponist, Dichter, Klangpoet und Performer. Er studierte zunächst Physik, Mathematik und Musikwissenschaft, brach diese Ausbildung später jedoch ab. In den späten 70er Jahren begann er, Saxophon zu spielen und zu komponieren. Wenige Jahre später entdeckte er sein stimmliches Potential, zunächst beim Rezitieren von Gedichten, dann beim Improvisieren und bei der Aufführung eigener Vokalkompositionen. Fast zwanzig Jahre lang blieb die Stimme sein Hauptmittel beim Entdecken und Erforschen neuer Klänge. Um das Jahr 2000 begann Blonk auch Elektronik in seine Arbeit mit einzubeziehen. Neben Samples seiner Stimme verwendete er zunehmend dabei auch synthetisch erzeugte Klänge. 2006 zog er sich für ein Jahr von der Bühne zurück. In dieser Zeit erwachte sein Interesse für die Mathematik wieder und er begann mit der Erforschung der Möglichkeiten algorithmischer Komposition für die Schöpfung von Musik, visueller Animation und Poesie.
Auftritte führten Jaap Blonk durch Europa, die USA, Kanada, Indonesien, Japan, Südafrika und Lateinamerika. Neben seinen Soloperformances arbeitete er mit verschiedensten Musikern und Ensembles aus dem Bereich zeitgenössischer und improvisierter Musik wie u.a. Maja Ratkje, Mats Gustafsson, Nicolas Collins, Joan La Barbara, The Ex, dem Netherlands Wind Ensemble und der Ebony Band. Blonk brachte verschiedene Stücke der Komponistin Carola Bauckholt zur Uraufführung, darunter auch eines für Stimme und Orchester. 2002 schrieb er eine Auftragsarbeit für die Donaueschinger Musiktage. Mehrfach arbeitete er mit dem Bild-und-Computerkünstler Golan Levin. Zu Blonks Schaffen für Radio und Fernsehen gehören mehrere Auftragsarbeiten im Hörspielbereich. Von seinen Partituren stellt er großformatige Zeichnungen her, die er in Ausstellungen zeigt. Er war Gründer und Leiter der Bands Splinks (modern jazz, 1983-1999) und BRAAXTAAL (avant-rock, 1987-2005). Seine Musik ist auf bislang 15 CDs bei seinem eigenen CD-Label Kontrans erschienen, andere Aufnahmen finden sich bei Labels Staalplaat, Basta und VICTO.
Dirk Marwedel (* 1959) – Erweitertes Saxophon
Dirk Marwedel arbeitet seit 1985 im Bereich der Improvisierten Musik und angrenzender musikalischer Konzepte. Solistisch sowie in einer Vielzahl von Gruppen hat er Tonbildungstechniken und instrumentale Präparationen entwickelt, mit denen er das bisherige Vokabular des Saxophons und die Grenzen gängiger Begriffe von Musik überschreitet. Mit der Arbeit auf Schiefertafeln (TonSchiefer) und Skulpturenbespielungen untersucht und entfaltet der auch als Steinbildhauer ausgebildete Dirk Marwedel die Wechselwirkung von Material und Klang.
Darüberhinaus initiiert er mit Mitteln der Klanginstallation, Performance, bildnerischen Installation und Dokumentation Wahrnehmungsräume, die das alltägliche Unbewusstsein irritieren und aus den vertrauten Bahnen und Bewertungen heraus in den gegenwärtigen Moment katapultieren.
Dirk Marwedel ist bei Konzerten in Europa und Kanada u. a. mit Burkhard Beins, Carl Ludwig Hübsch, Fine Kwiatkowski, Georg Wolf, Paul Hubweber, Markus Eichenberger, Ulrich Phillipp, Erhard Hirt, Charlotte Hug, Philip Zoubek, Tiziana Bertoncini und Olivier Toulemonde aufgetreten. Er lebt in Wiesbaden, ist dort Mitbegründer und -veranstalter des HumaNoise congress – Tage Improvisierter Musik. Seine musikalische Arbeit ist auf bisher neun Tonträgern erschienen.
Michael Vorfeld (* 1956) – Glühlampen
Michael Vorfeld ist Musiker und bildender Künstler, spielt Perkussion und selbst entworfene Saiteninstrumente und realisiert elektro-akustische Klangarbeiten. Er ist aktiv in den Bereichen experimentelle Musik, improvisierte Musik und Klangkunst. Michael Vorfeld entwickelt ortsbezogene Installationen und Performances mit Licht und arbeitet mit Fotografie und Film. Die Themen Licht und Klang verbindet er u. a. in der musikalisch-konzertanten Nutzung eines Sets aus Glühlampen.
Er ist Mitglied verschiedener Formationen und kooperiert mit Künstlern aus unterschiedlichen Bereichen. Die Vielzahl seiner Aktivitäten umfasst umfangreiche Konzert-, Performance- und Ausstellungstätigkeiten in Europa, den USA, Asien und Australien sowie zahlreiche Tonträgerproduktionen.