01. Dezember 2023 | 20 Uhr

art.ist 1983 - Vernissage: "LFO"

Leon Senger

Lautsprecher defekt – Skulptur in Betrieb – Bitte nicht füttern! (2023)

Danbi Jeung

I eat rice my dear (2023)

Die Abkürzung LFO steht für „low frequency oscillator“ (Niederfrequenz-Oszillator) und beschreibt
normalerweise Schwingungen, die für den Menschen nicht mehr hörbar sind, aber zur Modulation von Klängen in
elektronischer Musik genutzt werden. In der temporären Ausstellung zum Festival sind zwei Klangkunstwerke zu
sehen und zu hören, die beide auf ihre Weise mit solchen tiefen Frequenzen arbeiten. Im Fall von „I eat rice my
dear“ bringen sie Lebensmittel zum klingen, bei der Skulptur von Leon Senger die Membranen der Lautsprecher
selbst. In den Räumen des art.ist werden diese beiden Installationen im Laufe des Wochenendes vor, zwischen und
nach den Konzerten zu erleben sein.

 

Leon Senger

Lautsprecher defekt – Skulptur in Betrieb – Bitte nicht füttern! (2023)

(Lautsprecher Chassis, Mehrkanal-Audio)

 

Beschädigungen an den Membranen verschiedener alter Lautsprecher Chassis sind in diesem Projekt kein
Hindernis für die Klangwiedergabe, sondern im Gegenteil Inspirationsquelle für das Entstehen einer Skulptur
gewesen, die ungewohnte Perspektiven auf diese allgegenwärtigen, aber meist verborgenen technischen Geräte
bietet. Optisch zeigt sie genau jene Teile, die sonst im Innern einer Box verschwinden, und klanglich
beeinflussen sich die dicht an dicht gedrängten Membranen gegenseitig, während sie die auf die Skulptur
abgestimmte Komposition wiedergeben.

 

Leon Senger, geboren 1995 in Wiesbaden, wuchs in Eltville am Rhein  auf, bis es ihn für ein Jazz & Pop Studium mit dem Hauptfach Schlagzeug in die Niederlande zog. Am Konservatorium in Arnheim hatte er unter anderem Unterricht von Wolter Wierbos, Frans Vermeersen und Etienne Nillesen und entdeckte durch Dozierende und Mitstudierende seine Liebe zur improvisierten Musik. Mittlerweile wieder ins Rhein-Main Gebiet zurückgekehrt hat ihn eben jene Musik zur Kooperative New Jazz in Wiesbaden geführt, die dort den Konzertraum „art.ist“ betreiben. Außerdem studiert er seit 2021 an der Hochschule für Musik Mainz Klangkunst-Komposition bei Prof. Peter Kiefer, um seine künstlerische Praxis über das reine Instrumentalistentum zu erweitern. Auf dieser Website finden Sie einige Dokumente der verschiedenen Elemente seiner Arbeit.

 

Danbi Jeung

I eat rice my dear (2023)

(Lautsprecher, Grundnahrungsmittel aus verschiedenen Ländern, 8-Kanal-Niederfrequenzkomposition)

 

„I don’t drink coffee, I drink tea my dear“, dieser Text kommt in dem Lied „Englishman in New York“ von
Sting vor. Der Text bezieht sich auf die kulturellen Unterschiede zwischen England und Amerika, denn Tee
gilt als englisches Kulturgut und ist traditionell wichtiger als Kaffee. Durch das Teetrinken in den USA, so der
Song, wird man zum Fremden und der Unterschied in Kultur und Denken wird durch das eine Getränk deutlich.

Der Titel der Klanginstallation „I eat rice my dear“ ist eine Parodie auf dieses Lied. Er drückt kulturelle
Unterschiede und individuelle Vorlieben durch Grundnahrungsmittel aus, die man in verschiedenen Ländern isst.
Diese werden durch tieffrequente Signale in Schwingung versetzt und erzeugen so selbst Klänge. Ist es möglich,
diese Klänge von Grundnahrungsmitteln der verschiedenen Kulturen nur nach dem Gehör zu unterscheiden?
Auch meine persönlichen Erfahrungen als Ausländerin in einem europäischen Land und der Versuch, sich an das
Leben und die Kultur des Ortes anzupassen, werden durch Klang und Essen neu interpretiert: „I eat rice my
dear“.

 

Danbi Jeung (*1991 in Seoul, Südkorea) studierte instrumentale und elektronische Komposition in Seoul, Hannover und Karlsruhe, u.a. Meisterschülerin bei Prof. Wolfgang Rihm. Seit 2019 führt sie parallel ihr Klangkunst-Studium bei Prof. Peter Kiefer, Prof. Stefan Fricke und Prof. Frauke Eckhardt an der Musikhochschule in Mainz fort. In ihren Werken arbeitet sie mit der Verbindung von Klang, Theater und Text und bezieht naturhafte, soziale und psychische Phänomene mit ein. Im Jahr 2021 stellte sie bei dem Festival SoundSeeing im Münsterland und bei Klangkunstfestival Opening in Trier aus und ihr Streichquartett ‚51:49′ wude in Seoul von INO (International Intercourse of New music organisation) mit Unterstützung der Seoul Foundation for Arts and Culture uraufgeführt. Im März 2022 gab es im Badischen Staatstheater die Uraufführung ihrer Werkes Trauerfeier für Künstler unter er Leitung von Ulrich Wagner. Sie erhielt das Deutschland Stipendium und wurde im Jahr 2022 und 2023 durch das Deutscher Musikrat – Neustart Kultur Scholarship gefördert.

 

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